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===Virtualisierung===
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Von Uwe S.
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Eine Möglichkeit Linux auszuprobieren ist, es zu virtualisieren. In den letzen Jahren hat sich im Bereich der Virtualisierung auch im Consumer-Umfeld einiges getan. Neben den kommerziellen Anbietern [https://www.vmware.com/ VMware] und [https://www.virtualbox.org/ Oracle Virtual Box] gibt es die auf den Technologien [https://www.qemu.org/ Qemu], [https://www.linux-kvm.org/page/Main_Page KVM] und [https://libvirt.org/ libvirt] basierende Lösung [https://wiki.gnome.org/Apps/Boxes Gnome-Boxes], die unter allen mit dem Gnome-Desktop ausgestatteten Linux-Distributionen ([https://ubuntu.com/ Ubuntu], [https://linuxmint.com/ Mint], [https://getfedora.org/ Fedora], etc.) verfügbar ist, aber auch auf anderen Desktops installiert werden kann.
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Diese Technik bietet sich also an, wenn man sich schon entschieden hat künftig Linux einzusetzen, aber auf bestimmte, nur unter Windows erhältliche Software (noch) nicht verzichten kann. Wenn man allerdings bereits Oracle's Virtual Box eingesetzt hat und nun Umsteigen möchte auf Gnome Boxes, dann ist das relativ unspektakulär. Unter [https://bytefreaks.net/applications/virtualization/a-couple-of-notes-on-moving-a-virtualbox-vdi-disk-image-to-a-gnome-boxes-virtual-machine https://bytefreaks.net/applications/virtualization/a-couple-of-notes-on-moving-a-virtualbox-vdi-disk-image-to-a-gnome-boxes-virtual-machine] wird auf einige Besonderheiten dieser Vorgehensweise eingegangen.
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Will man umgekehrt Linux auf einem Windows-Rechner virtualisieren, kann man den [https://docs.microsoft.com/de-de/virtualization/hyper-v-on-windows/about/ Hyper-V] genannten Virtualisierungsmechanismus unter Windows 10 nutzen oder eben auch hier Virtual Box von Oracle einsetzen, das für den privaten Gebrauch kostenlos zur Verfügung steht, aber nicht unter einer freien (GNU) Lizenz. Das hat den Vorteil, dass - ein späterer Einsatz einer auf Gnome-Boxes basierenden Lösung unter Linux vorausgesetzt - ein vollständiger Umstieg mit einer "Mitnahme" der VMs in greifbare Nähe rückt.
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Virtualisierung hat wegen der sogenannten Snapshot-Technik auch noch einen weiteren Vorteil. Egal wie schwer man die virtuelle Maschine beschädigt: Solange ein aktueller Snapshot existiert, kann man jederzeit wieder zurück auf den vorherigen Stand. Das funktioniert ähnlich wie ein Backup, nur noch einfacher. Dazu muss man in der Virtualisierungslösung auf der Konfigurationsoberfläche für die VM den aktuellen Zustand der VM "einfrieren" und konservieren (abspeichern) und schon kann es losgehen: Jedes nicht funktionierende Update, jede falsche Konfiguration oder jeder noch so "dumme" Fehlgriff kann leicht behoben werden, indem man den vorher angefertigten Snapshot wieder aktiviert. Dann kann man wieder von vorne anfangen. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden und hat den Eindruck alles läuft rund, fährt man die VM wieder herunter und macht wieder den nächsten Snapshot. Mehr als drei Snapshots sollte man jedoch nicht aufheben, sonst geht einem irgendwann der Plattenplatz auf dem Hostcomputer aus.
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Gnome-Boxen ist technisch gesehen nichts anderes, als eine Art GUI / Frontend für das erfolgreiche Zusammenspiel zwischen QEMU, KVM und libvirt. Beim Start einer VM wird eine Qemu-Session aufgebaut, die Virtualisierungsschicht ist KVM und die erkennt man auch in der (Linux-) VM, wenn man z. B. in einem Terminal ''hostnamectl'' absetzt.
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Der Import von z. B. einer Windows 10 VM aus VBox nach Gnome-Boxen funktionierte bei mir einwandfrei, wohingegen sich eine Win 7 VM nicht dazu bewegen ließ nach dem Import sauber hoch zu fahren. Auch der Reparatur-Agent von Windows (Systemreparatur) konnte da nichts mehr ausrichten. Die VM war Schrott. Alle LINUX-VMs konnten hingegen problemlos importiert werden. [https://www.oracle.com/de/linux/ Oracle Linux] 7 hat aber eine neue (virtuelle) Netzwerkschnittstelle erhalten, die zuerst noch manuell nachbearbeitet werden musste. Alle anderen (Debian 8, [https://zorinos.com/ ZorinOS] 15.1) sind prima damit zurecht gekommen. Scheinbar kommen die (meisten) Linux-Distributionen alle mit der entsprechenden Virtualisierungssoftware daher, die den Umgang mit der QEMU / KVM Umgebung erheblich erleichtern, die sogenannten Gasterweiterungen. Es wird zwar trotzdem noch am oberen Bildschirmrand der Hinweis eingeblendet, dass man mit der Tastenkombination STRG + ALT (links) aus der VM auf den lokalen Rechner kommt, aber die Maus fährt sauber aus der VM heraus und man kann jedes beliebige Fenster der lokalen Maschine aktivieren, nur ALT + Tab geht eben dann auf der VM statt der lokalen Maschine wenn der Fokus auf der VM liegt. Einzig für Windows Gäste muss die [https://www.spice-space.org/download/windows/spice-guest-tools/spice-guest-tools-latest.exe Gasterweiterung] aus dem Netz heruntergeladen und installiert werden. Hier ist jedoch ein unerfreulicher Nebeneffekt, dass bei einem (großen) Download, z. B. einem Windows-Update die Netzwerkschnittstelle des Wirtsbetriebssystems erheblich belastet wird. Das macht sich darin bemerkbar, dass Internetseiten vom lokalen (Wirts-)Computer nicht mehr erreichbar sind. Es gibt allerdings auch Hinweise, dass insbesondere Fedora Linux einige spezielle Voraussetzungen (namentlich [https://docs.fedoraproject.org/en-US/quick-docs/creating-windows-virtual-machines-using-virtio-drivers/ Treiber]) beim Betrieb von Windows Gästen verlangt. Es kann also sein, dass noch Nacharbeiten am Wirtssystem (hier: Fedora) erforderlich sind damit das reibungslos funktioniert.
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Die Vorteile von Gnome-Boxes gegenüber den kommerziellen Varianten von Oracle und VMware sind zum einen das freie Lizenzmodell und zum anderen die schlanke Installation plus einem deutlich geringeren Platzverbrauch auf der Festplatte. Nach einem Umstieg von Virtual Box auf Gnome Boxes und dem Entfernen nicht mehr lauffähiger oder nicht länger benötigter VMs reduzierte sich der Festplattenverbrauch um ca. 22 %, also rund ein Fünftel. Das ohnehin nicht mehr korrekt funktionierende Oracle Virtual Box 6.1.2 unter Fedora 32 konnte anschließend komplett vom Rechner entfernt werden. Das hat auch noch mal rund 167 MB an Installations- und Programmdateien eingespart. Das Gnome-Boxes-Paket hat 6,3 MB. Sechs virtuelle Maschinen verbrauchen insgesamt 81 GB auf der Platte.
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ls -lhS .local/share/gnome-boxes/images/
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insgesamt 81G
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47G 19. Sep 13:25 boxes-unknown    Windows 10
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13G 19. Sep 14:57 boxes-unknown-4  ZorinOS
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12G 19. Sep 16:41 ubuntu20.04
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6,4G 19. Sep 13:24 boxes-unknown-2  Debian 8-64
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4,1G 19. Sep 14:26 boxes-unknown-3  Oracle Linux 7
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193K 19. Sep 14:57 boxes-unknown-5  Lernstick Debian10 Standard (LIVE!)
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Die Ausgabe ist um die Dateiberechtigungen und Angaben zu Eigentümer und Gruppe gekürzt.
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Die Namen der Images haben wohl nichts mit den Namen der zugrundeliegenden VMs zu tun, außer im Fall von Ubuntu, was daran liegt, dass alle VMs außer Ubuntu aus VBox importiert wurden. Sobald eine Originalinstallation durchgeführt wird, scheint der Name auch fehlerfei erkannt zu werden. Die Frage bleibt, was geschieht mit dem Image, wenn es ein Upgrade auf 20.10, 21.04, etc. gibt. Der Name des Images bleibt dann vermutlich gleich.
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Für die Installationsmedien ergibt sich folgendes Bild:
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ls -lhS iso/
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insgesamt 33G
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8,7G 11. Nov 2019  lernstick_debian10_standard_2019-09-22.iso
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4,7G  9. Jul 13:49 nomadbsd-1.3.2.img
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4,4G  5. Okt 2019  Debian_4.0_r3_amd64_Bin-1.iso
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3,8G  5. Okt 2019  OracleLinux-R6-U9-Server-x86_64-dvd.iso
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3,7G 19. Dez 2019  debian-10.2.0-amd64-DVD-1.iso
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2,6G 20. Jun 14:33 ubuntu-20.04-desktop-amd64.iso
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2,3G 26. Okt 2019  debian-live-10.1.0-amd64-mate.iso
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2,0G  7. Jun 20:13 Fedora-Cinnamon-Live-x86_64-32-1.6.iso
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682M  5. Okt 2019  sidux-2007-03.1-gaia.iso
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308M  5. Okt 2019  kav_rescue_10.iso
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272M  9. Apr 12:17 ReactOS-0.4.13-Live.iso
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145M  9. Apr 12:17 ReactOS-0.4.13.iso
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Auch hier ist die Ausgabe um die Dateiberechtigungen und Eigentümerverhältnisse gekürzt. Hier sind auch noch alte, nicht benötigte Dateien enthalten und ganz irrelevante Daten wie z. B. .sha256- oder CHECKSUM-Dateien weggelassen. Nur falls jemand nachrechnet.
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Exotische Betriebssysteme wie z. B. [https://reactos.org/ ReactOS] lassen sich mit Gnome-Boxes anscheinend nicht ohne weiteres virtualisieren. Hier erscheint sowohl in der Live-Version, als auch in der Installation von der Boot-CD ein Blue-Screen.
  
 
==Wenn alle Stricke reißen==
 
==Wenn alle Stricke reißen==

Version vom 19. September 2020, 16:33 Uhr

Allgemeines wenn man Hilfe benötigt

Wichtig wenn man Hilfe erwartet, ist generell das richtige Verhalten (auch im Internet) an den Tag zu legen. Dazu sollte man die wichtigsten Regeln kennen. Zu diesen Regeln gehört zum einen die Netiquette und auch dieser Hinweis zum richtigen Deuten von Forenantworten kann einem Probleme ersparen.

Eine gute Möglichkeit ist es in manchen Fällen (insbesondere bei Hardware Problemen) Versuche mit einem Linux Live-System zu machen.


Hilfestellungen hier in unserem LUG-VS-Wiki

  • Erste-Hilfe: Hier werden einige erste Tipps gegeben und insbesondere auch auf weitere Seiten referenziert
  • Software: Alles rund um Software für Linux (Tipp's und mehr zu Programmen unter Linux)
  • Mini-HowTos: Hier findet man allerhand Nützliches, insbesondere auch einige wichtige Kommandozeilenbefehle
  • KDE-Tips: Nützliche Tipps und Einstellungen unter KDE
  • Nützliche Scripte: Rubrik mit nützlichen kleinen (bash-) Scripten
  • Backup: Grundlegende Betrachtung zu Backups mit / ohne Archivierungsfunktion
  • Hardware: Alles rund um die Hardware (was funktioniert mit Linux zusammen gut oder weniger gut)
  • Hardware-Steckbriefe: Vereinsmitglieder stellen Ihre Hardware vor
  • Live Linux Booten: Tipps und Hilfestellungen wie man ein Linux Live System von CD/DVD oder USB-Stick bootet
  • Netzwerk Gerät Finden: Tipps wie man ein Gerät (z.B. ein NAS oder einen IoT) im Heimnetz findet
  • Homebanking: Tipps und Infos zum Thema sicheres Homebanking unter Linux
  • Videoschnitt: Einstieg, Grundlagen, (OSS-)Programme
  • Fotoverwaltung: Einführung, Programme, Infos
  • Netzwerktechnik: ein Überblick über Netzwerkverbindungen und -Protokolle


Falls Sie Fragen an uns haben, können Sie diese hier bzw. in der LUG-VS Mailingliste, oder falls Sie sich dort nicht anmelden wollen, hier stellen.

Hilfe durch die Linux Community

  • Die Linux User Group oder kurz LUG genannt (Du befindest Dich übrigens gerade im Wiki der LUG-VS) in Deiner Nähe, sollte die erste Anlaufstelle für Probleme sein
  • Die Linux-Community der Linux New Media AG ist bei Fragen eigentlich immer erste Wahl
  • Radio TUX erstellt Radiosendungen die man in verschiedenen Formaten (OGG, MP3) herunterladen und anhören kann
  • Auf Linux-Paten können Neueinsteiger einen Paten bekommen und erfahrene Linuxer Patenschaften bereitstellen.
  • Das SelfLinux-Tutorial hilft hier aber schon wesentlich weiter
  • Linux lernen leicht gemacht (der Titel spricht für sich)
  • Hier eine gute Seite für Debian-Anwender: www.debiananwenderhandbuch.de
  • Speziell für Benutzer des beliebten Ubuntu-Linux das Ubuntu-User-Portal
  • ...oder eben gleich die Ubuntuforen oder Ask Ubuntu.
  • und Debian bietet das Debian-Wiki auch in Deutsch. Vollständig ist es aber nur im Original, also in Englisch!
  • im Unixboard findet man ebenfalls jede Menge Hilfen zu allen Themen rund um Linux
  • Die Dokumentation schlechthin und damit ein Klassiker: The Linux Documentation Project. Leider nicht auf Deutsch!
  • Leider ebenfalls nur in englischer Sprache aber eine wahre Fundgrube für alle die sich intensiv mit Linux beschäftigen wollen ist Yolinux. Hier findet man auch ganze Tutorials
  • LINUX.org sammelt unter einem Dach ebenfalls Tutorials für Anfänger, Fortgeschrittene und Experten (leider nur in Englisch!)
  • SS64.com beschäftigt sich mit allerlei Sprachen und Methoden wie SQL, bash, VBScript, etc. und ist eine wahre Fundgrube für Programmierer, (Hobby-)Administratoren, ambitionierte Systemverbieger und alle, die sich mit den Details von Systemen - vom Betriebssystem selbst bis hin zur Datenbank - beschäftigen (wollen). Ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Wegen fehlender Grafiken und Werbung sehr übersichtlich. Originalbeschreibung zum Inhalt: "Command line reference – Web, Database and OS scripting."
  • Und wer bei den aktuellen Distributionen auf dem Laufenden bleiben will, dem empfiehlt sich Distrowatch
  • Wer viel Zeit und Muße hat der kann auch mal hier stöbern: LinuxLinks
  • Wer ein generelles Computerproblem, bzw. spezielle Fragen (auch zu anderen Computerthemen) hat, oder über den Tellerrand schauen will, der sucht das Infomatikportal von Wikipedia auf. Für (angehende) (Informatik-)Studenten bestens geeignet!


Diverse wichtige Linux Hardware Seiten


Linux Magazine und Zeitschriften

  • freiesMagazin ist ein kostenloses monatlich erscheinendes Magazin in PDF bzw ePUB Format (wurde leider eingestellt)
  • Die Onlinemagazin Pro-Linux berichtet alles rund um Linux
  • Das Linux-Magazin der Linux New Media AG ist eine Zeitschrift eher für die Profis und Administratoren (ein Jahr alte Artikel sind frei verfügbar)
  • Die Linux-User der Linux New Media AGist eine Zeitschrift für den normalen Benutzer (ein Jahr alte Artikel sind frei verfügbar)
  • Die Easy-Linux der Linux New Media AG ist eine Zeitschrift für den Einsteiger (ein Jahr alte Artikel sind frei verfügbar)
  • In der c't und der iX findet man auch interessante Artikel rund um Linux


Umstieg auf Linux

Für einen erfolgreichen Umstieg auf Linux sind im wesentlichen nur wenige essentielle Vorbereitungen notwendig. Zum einen muss man selbst Verständlich eine Sicherung seiner benötigten Daten machen. Will man komplett umsteigen sollte man die Daten am besten auf zwei unterschiedliche Methoden (1. nur die Daten, 2. die komplette Platte - Achtung sehr speicherintensiv) sichern. Anschließend sollte man unbedingt auch prüfen ob alle Sicherungen Fehlerfrei lesbar/verwendbar sind. Alternativ kann man für Linux auch einen neue Festplatte/SSD kaufen, und anschließen die Daten in ruhe von der einen auf die andere Kopieren (Linux unterstützt fast alle Windows und Mac Dateisysteme und kann von denen lesen, solange die Daten dort nicht verschlüsselt wurden).


Weitere Informationen:


Hilfestellung bei Boot-Problemen

In dem c't Artikel "Linux: Startprobleme finden und lösen" findet man einige nützliche Hinweise, wie man Startprobleme unter Linux analysiert und behebt. Zum Artikel gibt es auch einige hilfreiche weiterführende Links.

Über UEFI (der Ersatz für das mittlerweile veraltet BIOS) gibt es auch auf der Homepage von Heise c't gute Informationen in den Fragen & Antworten: Linux & UEFI. Ich persönlich würde heute entgegen vielen, teilweise veralteten Informationen entgegen, immer Linux mit Secure Boot und UEFI einzuschalten, sofern von der Verwendeten Distribution unterstützt (also insbesondere bei Distributionen die Rolling Releases haben).


Einrichten eines Dual-Boot-Systems

Um ein Dual-Boot-System mit Linux und Windows 7 aufzusetzen gibt es den schönen Blogeintrag "Von einem der auszog Dual-Boot zu installieren" von Michael (Majestyx) Kappes. Hier sind neben ein paar Gedanken zur Wahl der richtigen Distro auch sonst noch ein paar schöne Hinweise und Links.


Virtualisierung

Von Uwe S.

Eine Möglichkeit Linux auszuprobieren ist, es zu virtualisieren. In den letzen Jahren hat sich im Bereich der Virtualisierung auch im Consumer-Umfeld einiges getan. Neben den kommerziellen Anbietern VMware und Oracle Virtual Box gibt es die auf den Technologien Qemu, KVM und libvirt basierende Lösung Gnome-Boxes, die unter allen mit dem Gnome-Desktop ausgestatteten Linux-Distributionen (Ubuntu, Mint, Fedora, etc.) verfügbar ist, aber auch auf anderen Desktops installiert werden kann.

Diese Technik bietet sich also an, wenn man sich schon entschieden hat künftig Linux einzusetzen, aber auf bestimmte, nur unter Windows erhältliche Software (noch) nicht verzichten kann. Wenn man allerdings bereits Oracle's Virtual Box eingesetzt hat und nun Umsteigen möchte auf Gnome Boxes, dann ist das relativ unspektakulär. Unter https://bytefreaks.net/applications/virtualization/a-couple-of-notes-on-moving-a-virtualbox-vdi-disk-image-to-a-gnome-boxes-virtual-machine wird auf einige Besonderheiten dieser Vorgehensweise eingegangen.

Will man umgekehrt Linux auf einem Windows-Rechner virtualisieren, kann man den Hyper-V genannten Virtualisierungsmechanismus unter Windows 10 nutzen oder eben auch hier Virtual Box von Oracle einsetzen, das für den privaten Gebrauch kostenlos zur Verfügung steht, aber nicht unter einer freien (GNU) Lizenz. Das hat den Vorteil, dass - ein späterer Einsatz einer auf Gnome-Boxes basierenden Lösung unter Linux vorausgesetzt - ein vollständiger Umstieg mit einer "Mitnahme" der VMs in greifbare Nähe rückt.

Virtualisierung hat wegen der sogenannten Snapshot-Technik auch noch einen weiteren Vorteil. Egal wie schwer man die virtuelle Maschine beschädigt: Solange ein aktueller Snapshot existiert, kann man jederzeit wieder zurück auf den vorherigen Stand. Das funktioniert ähnlich wie ein Backup, nur noch einfacher. Dazu muss man in der Virtualisierungslösung auf der Konfigurationsoberfläche für die VM den aktuellen Zustand der VM "einfrieren" und konservieren (abspeichern) und schon kann es losgehen: Jedes nicht funktionierende Update, jede falsche Konfiguration oder jeder noch so "dumme" Fehlgriff kann leicht behoben werden, indem man den vorher angefertigten Snapshot wieder aktiviert. Dann kann man wieder von vorne anfangen. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden und hat den Eindruck alles läuft rund, fährt man die VM wieder herunter und macht wieder den nächsten Snapshot. Mehr als drei Snapshots sollte man jedoch nicht aufheben, sonst geht einem irgendwann der Plattenplatz auf dem Hostcomputer aus.

Gnome-Boxen ist technisch gesehen nichts anderes, als eine Art GUI / Frontend für das erfolgreiche Zusammenspiel zwischen QEMU, KVM und libvirt. Beim Start einer VM wird eine Qemu-Session aufgebaut, die Virtualisierungsschicht ist KVM und die erkennt man auch in der (Linux-) VM, wenn man z. B. in einem Terminal hostnamectl absetzt.

Der Import von z. B. einer Windows 10 VM aus VBox nach Gnome-Boxen funktionierte bei mir einwandfrei, wohingegen sich eine Win 7 VM nicht dazu bewegen ließ nach dem Import sauber hoch zu fahren. Auch der Reparatur-Agent von Windows (Systemreparatur) konnte da nichts mehr ausrichten. Die VM war Schrott. Alle LINUX-VMs konnten hingegen problemlos importiert werden. Oracle Linux 7 hat aber eine neue (virtuelle) Netzwerkschnittstelle erhalten, die zuerst noch manuell nachbearbeitet werden musste. Alle anderen (Debian 8, ZorinOS 15.1) sind prima damit zurecht gekommen. Scheinbar kommen die (meisten) Linux-Distributionen alle mit der entsprechenden Virtualisierungssoftware daher, die den Umgang mit der QEMU / KVM Umgebung erheblich erleichtern, die sogenannten Gasterweiterungen. Es wird zwar trotzdem noch am oberen Bildschirmrand der Hinweis eingeblendet, dass man mit der Tastenkombination STRG + ALT (links) aus der VM auf den lokalen Rechner kommt, aber die Maus fährt sauber aus der VM heraus und man kann jedes beliebige Fenster der lokalen Maschine aktivieren, nur ALT + Tab geht eben dann auf der VM statt der lokalen Maschine wenn der Fokus auf der VM liegt. Einzig für Windows Gäste muss die Gasterweiterung aus dem Netz heruntergeladen und installiert werden. Hier ist jedoch ein unerfreulicher Nebeneffekt, dass bei einem (großen) Download, z. B. einem Windows-Update die Netzwerkschnittstelle des Wirtsbetriebssystems erheblich belastet wird. Das macht sich darin bemerkbar, dass Internetseiten vom lokalen (Wirts-)Computer nicht mehr erreichbar sind. Es gibt allerdings auch Hinweise, dass insbesondere Fedora Linux einige spezielle Voraussetzungen (namentlich Treiber) beim Betrieb von Windows Gästen verlangt. Es kann also sein, dass noch Nacharbeiten am Wirtssystem (hier: Fedora) erforderlich sind damit das reibungslos funktioniert.

Die Vorteile von Gnome-Boxes gegenüber den kommerziellen Varianten von Oracle und VMware sind zum einen das freie Lizenzmodell und zum anderen die schlanke Installation plus einem deutlich geringeren Platzverbrauch auf der Festplatte. Nach einem Umstieg von Virtual Box auf Gnome Boxes und dem Entfernen nicht mehr lauffähiger oder nicht länger benötigter VMs reduzierte sich der Festplattenverbrauch um ca. 22 %, also rund ein Fünftel. Das ohnehin nicht mehr korrekt funktionierende Oracle Virtual Box 6.1.2 unter Fedora 32 konnte anschließend komplett vom Rechner entfernt werden. Das hat auch noch mal rund 167 MB an Installations- und Programmdateien eingespart. Das Gnome-Boxes-Paket hat 6,3 MB. Sechs virtuelle Maschinen verbrauchen insgesamt 81 GB auf der Platte.

ls -lhS .local/share/gnome-boxes/images/
insgesamt 81G
47G 19. Sep 13:25 boxes-unknown     Windows 10
13G 19. Sep 14:57 boxes-unknown-4   ZorinOS
12G 19. Sep 16:41 ubuntu20.04
6,4G 19. Sep 13:24 boxes-unknown-2  Debian 8-64
4,1G 19. Sep 14:26 boxes-unknown-3  Oracle Linux 7
193K 19. Sep 14:57 boxes-unknown-5  Lernstick Debian10 Standard (LIVE!)

Die Ausgabe ist um die Dateiberechtigungen und Angaben zu Eigentümer und Gruppe gekürzt.

Die Namen der Images haben wohl nichts mit den Namen der zugrundeliegenden VMs zu tun, außer im Fall von Ubuntu, was daran liegt, dass alle VMs außer Ubuntu aus VBox importiert wurden. Sobald eine Originalinstallation durchgeführt wird, scheint der Name auch fehlerfei erkannt zu werden. Die Frage bleibt, was geschieht mit dem Image, wenn es ein Upgrade auf 20.10, 21.04, etc. gibt. Der Name des Images bleibt dann vermutlich gleich.

Für die Installationsmedien ergibt sich folgendes Bild:

ls -lhS iso/
insgesamt 33G
8,7G 11. Nov 2019  lernstick_debian10_standard_2019-09-22.iso
4,7G  9. Jul 13:49 nomadbsd-1.3.2.img
4,4G  5. Okt 2019  Debian_4.0_r3_amd64_Bin-1.iso
3,8G  5. Okt 2019  OracleLinux-R6-U9-Server-x86_64-dvd.iso
3,7G 19. Dez 2019  debian-10.2.0-amd64-DVD-1.iso
2,6G 20. Jun 14:33 ubuntu-20.04-desktop-amd64.iso
2,3G 26. Okt 2019  debian-live-10.1.0-amd64-mate.iso
2,0G  7. Jun 20:13 Fedora-Cinnamon-Live-x86_64-32-1.6.iso
682M  5. Okt 2019  sidux-2007-03.1-gaia.iso
308M  5. Okt 2019  kav_rescue_10.iso
272M  9. Apr 12:17 ReactOS-0.4.13-Live.iso
145M  9. Apr 12:17 ReactOS-0.4.13.iso

Auch hier ist die Ausgabe um die Dateiberechtigungen und Eigentümerverhältnisse gekürzt. Hier sind auch noch alte, nicht benötigte Dateien enthalten und ganz irrelevante Daten wie z. B. .sha256- oder CHECKSUM-Dateien weggelassen. Nur falls jemand nachrechnet.

Exotische Betriebssysteme wie z. B. ReactOS lassen sich mit Gnome-Boxes anscheinend nicht ohne weiteres virtualisieren. Hier erscheint sowohl in der Live-Version, als auch in der Installation von der Boot-CD ein Blue-Screen.

Wenn alle Stricke reißen

Bevor Sie verzweifeln und alle oben genannten Tipps nicht weiter helfen, bekommen Sie auch in der LUG-VS Mailingliste, oder falls Sie sich dort nicht anmelden wollen, hier Unterstützung.




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